Zu lernen, wie man Anleihen kauft, ist ein wichtiger Teil deiner Ausbildung als Anleger. Ein gut diversifiziertes Anlageportfolio sollte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Aktien und festverzinslichen Wertpapieren aufweisen, damit du Schwankungen ausgleichen und gleichzeitig von Wachstum profitieren kannst.
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Anleihen (Englisch: Bonds) bieten in der Regel einen zuverlässigen Cashflow, was sie zu einer guten Anlageoption für solche Anleger macht, die regelmäßig ein Einkommen beziehen wollen. Im Falle von Anleihen sind das regelmäßige Zinszahlungen. Ein gut diversifiziertes Anleihenportfolio kann vorhersehbare Erträge liefern, die weniger schwanken als bei Aktien und eine bessere Rendite aufweisen als kurzfristige, sichere Anlagen (zum Beispiel Tages- und Festgeld).
So ist einer der häufigsten Gründe für den Kauf von Einzelanleihen die Möglichkeit, sich eine bestimmte Rendite für einen bestimmten Zeitraum zu sichern. Selbst bei niedrigen Zinsen können zum Beispiel Hochzinsanleihen oder Schwellenländeranleihen den Bedarf eines Anlegers an regelmäßigen Zahlungen decken, auch wenn sie mit einem wesentlich höheren Risiko verbunden sind.
Hinzu kommt: Anleihen gelten als sehr sichere Anlageform, weil sie einen festen Zins – den Kupon – erwirtschaften und Du am Ende der Laufzeit Dein eingesetztes Kapital samt Zinsen zurückbekommst. Diese Strategie bietet Stabilität, während die Rendite eines aktiv gemanagten Anleihefonds oder eines börsengehandelten Anleihefonds (ETF) im Laufe der Zeit schwankt. Beachte: Anleihefonds nennt man in Deutschland auch Rentenfonds. Der regelmäßige Zins gilt als Rente.
„Der Zweck von festverzinslichen Anlagen ist es, ein Portfolio zu diversifizieren”, sagt Rich Powers, Leiter des ETF-Produktmanagements bei Vanguard. „Wenn du dir die Rendite des US-Aktienmarktes ansiehst, sind Aktien um etwa 13 Prozent gefallen. US-Investment-Grade-Anleihen sind um etwas mehr als 4,5 Prozent gestiegen. Das ist wichtig, denn wenn ein Anleger ein ausgewogenes Portfolio aus Aktien und Anleihen hält, hat er weniger Schwankungen zu befürchten.”
Nach einem schwachen Vorjahr machen die Renditen von Anleihen aktuell auch in Deutschland wieder etwas her: Statt Minuszinsen gibt es nun bereits gut 3 Prozent jährlichen Ertrag für Bundeswertpapiere über zwei Jahre. Mit steigenden Renditen wächst auch das Interesse an Bundeswertpapieren (s. auch Kapitel zu Bundeswertpapieren). Gute Renditen bieten auch Unternehmensanleihen mit der Bonitätsnote „A“. Bei zweijähriger Laufzeit sind aktuell sogar mehr als 3 Prozent drin.
Wie man einzelne Anleihen kauft
Anleger in Deutschland können einzelne Anleihen in der Regel nicht direkt vom Emittenten bei der Erstemission kaufen. Das geht nur in seltenen Fällen und nur bei Unternehmensanleihen. Gängig hierzulande ist ein Anleihe-Kauf über einen Börsenplatz oder „over the counter“, bei Banken oder Online-Brokern.
Einzelne Anleihen kaufst Du normalerweise ganz und nicht in Teilen. Die meisten Anleihen werden mit einem Nennwert von 1.000 Euro ausgegeben, daher musst Du mindestens diesen Betrag auf Dein Verrechnungskonto beim Broker einzahlen, um loslegen zu können.
Zur Erinnerung: Der Nennwert einer Anleihe ist der Kurs, zu dem Du sie zurück bekommst. Du kannst Anleihen entweder über, zum oder unter dem Nennwert kaufen.
Neu ausgegebene Anleihen
Eine neu emittierte Anleihe muss erstmal unter die Leute. Dafür gibt es in der Regel Vermittler, die direkt von Staat oder Unternehmen kaufen (Primärmarkt).
Wie man Unternehmensanleihen als Neuemissionen kauft
Für normale Investoren kann es schwierig sein, neu ausgegebene Unternehmensanleihen zu erwerben. Normalerweise brauchst Du eine Beziehung zu der Bank oder dem Makler, der die Erstemission verwaltet.
Wenn Du Unternehmensanleihen in Betracht ziehst, solltest du das Rating der Anleihe (Investment-Grade oder Non-Investment-Grade/Junk Bonds), die Laufzeit (kurz-, mittel- oder langfristig), den Zinssatz (fest oder variabel) und die Art der Zinszahlung (regelmäßig oder Nullkupon) kennen.
Um den Kauf neu emittierter Unternehmensanleihen abzuschließen, brauchst du ein Broker-Konto. Das Guthaben muss den Kaufpreis der Anleihe und eventuelle Provisionen des Brokers abdecken.
Wie man Staatsanleihen als Neuemissionen kauft
In Deutschland können Privatanleger keine neu emittierten Staatsanleihen vom Bund kaufen. Dies ist der sogenannten Bietergruppe Bundesemissionen vorbehalten. Sie besteht aus großen Banken, die die sog. Deutsche Finanzagentur für die Auktionen von Bundeswertpapieren zugelassen hat.
Der Bund emittiert Staatsanleihen über das sog. Multi-Preis-Auktionsverfahren. Die Auktion startet nur dann, wenn es Gebote für mindestens eine Million Euro gibt. Fest steht die Verzinsung und Laufzeit der Bundeswertpapiere, nicht jedoch, für welchen Preis (Kurs) sie abgenommen werden. Hier können Banken den Prozentsatz des Nennwerts bieten, den sie bereit sind zu zahlen. Die höchsten Gebote bekommen den Zuschlag. Es gibt also keinen einheitlichen Versteigerungspreis.
Laut Angaben des Bundes versteigert Deutschland die Wertpapiere an 32 in- und ausländische Banken. Zuständig dafür ist die Finanzagentur GmbH. Sie teilt die Titel abhängig von den Geboten der Banken zu. Zunächst übernehmen die Banken aus der Bietergruppe die Anleihen in ihren Bestand. Später können sie die Wertpapiere mit einem Preisaufschlag weiterverkaufen – zum Beispiel an private Anleger.
Sekundärmarkt-Anleihen
Anleihegläubiger verkaufen ihre Anleihen oft vor Laufzeitende auf dem Sekundärmarkt. Ihr Preis kann dann variieren, über oder unter dem Nennwert liegen.
Anpassungen im Kurs der Anleihen wirken sich direkt auf die Rendite aus. Steigt etwa das allgemeine Zinsniveau für Kredite (Leitzins), bieten normalerweise auch neu emittierte Anleihen höhere Zinsen. Um bei alten Anleihen mit geringerer Zinszahlung auf die neue Marktrendite zu kommen, die ein Investor dann verlangt, muss die Anleihe entsprechend billiger werden. Der Kurs sinkt.
Auch Änderungen der Konjunkturprognosen, der Bonität der Anleihe bzw. des Emittenten sowie aufgrund von Angebot und Nachfrage lassen Anleihenpreise variieren. Als zentrale Käufer und Verkäufer am Sekundärmarkt für Anleihen treten die Broker auf. Kleinanleger erwerben ihre Anleihen üblicherweise über die Broker – direkt oder indirekt über Investmentfonds und ETFs.
Bei Unternehmensanleihen ist die Preisgestaltung weniger transparent als bei Staatsanleihen. Es ist möglich, dass dieselbe Anleihe von zwei verschiedenen Händlern zu unterschiedlichen Preisen angeboten wird. Außerdem können beim Kauf- oder Verkauf einer Unternehmensanleihe Provisionen, Transaktions- und Vertragsgebühren anfallen. Bei Unternehmensanleihen lohnt es sich daher, einen Preisvergleich für die Anleihen durchzuführen. So gehst Du sicher, dass Du mit dem Spread, den ein Broker berechnet, auch einverstanden bist
An den deutschen Wertpapierbörsen, auf zahlreichen elektronischen Handelsplattformen und auch im außerbörslichen Handel (OTC) werden nominalverzinsliche und inflationsindexierte Bundeswertpapiere sowie die nicht börsennotierten unverzinslichen Schatzanweisungen gehandelt.
Aufbau von Anleihenleitern
Manche Anleger möchten, wenn sie einzelne Anleihen kaufen, ihr Zinsänderungsrisiko begrenzen, indem sie Anleihen mit verschiedenen Laufzeiten mischen. Dies nennt man auch „Bond Laddering“ bzw. „Anleihenleiter“ oder „Anleihentreppchen“. Anleger versuchen so, ihr Anleihe-Portfolio flexibler zu gestalten und es anpassbarer an sich ändernde Marktbedingungen zu machen.
Du könntest zum Beispiel 15.000 Euro in Anleihen investieren. Eine Möglichkeit ist es, alles in eine einzige Anleihe mit einer Laufzeit von 10 Jahren zu investieren. Dann aber wäre Dein Kapital für ein Jahrzehnt gebunden. Und in 10 Jahren kann sich an den Märkten viel ändern. Bei einer einfachen „Anleihenleiter“ würdest Du drei Anleihen im Wert von 5.000 Euro mit gestaffelten Fälligkeitsterminen kaufen: Zum Beispiel ein Jahr, zwei Jahre und drei Jahre. Üblich sind Abstände von ein oder zwei Jahren.
Wenn eine Anleihe fällig wird, reinvestierst Du das Kapital in Anleihen mit der längsten Laufzeit, die Du zu Beginn gewählt hast; in diesem Fall mit einer Laufzeit von drei Jahren. Mit dieser einfachen „Anleihenleiter“ hättest du jedes Jahr 5.000 Euro zur Wiederanlage zur Verfügung.
Wenn die Zinssätze höher sind, profitierst Du also von besseren Renditen. Wenn sie niedriger sind, enthält die „Anleihenleiter“ immer noch Fälligkeiten, die mit höheren Renditen verbunden sind. Außerdem kannst du die Kuponzahlungen staffeln, um den Cashflow zu verbessern.
Herausforderungen beim Kauf von Einzelanleihen
Wenn Du Dich ernsthaft damit beschäftigst, Anleihen in Dein Investment-Portfolio zu integrieren, sollten Dir einige Herausforderungen bekannt sein. Wie erwähnt, ist es für Privatanleger quasi ausgeschlossen, Anleihen auf dem Primärmarkt zu kaufen.
Auf dem Sekundärmarkt ist die Preisgestaltung weniger transparent als bei Primäremissionen. Das macht es für Anleger schwieriger, die wahren Kosten einzelner Anleihen zu erkennen und herauszufinden, wie hoch der Aufschlag ist, der in den Kosten enthalten ist.Ein Exkurs führt uns zu Kommunalanleihen, die sich besonders in den USA und Skandinavien großer Beliebtheit erfreuen. In Deutschland gibt es sie zwar auch, aber selten.
Im Wesentlichen handelt es sich bei Kommunalanleihen um Darlehen, die Kommunen Investoren zu einem geringeren Zins als dem Marktzins anbieten. Im Gegenzug profitiert der Investor neben den regelmäßigen Zinszahlungen auch von Steuervorteilen. Zwar ist das Ausfallrisiko eher gering – es ist aber nicht gleich null. Kommunalanleihen sind in der Regel unbesichert, das heißt, Du hast keinen Anspruch auf Entschädigung.
In manchen Fällen macht es aber Sinn, in ausländische Kommunalanleihen – zum Beispiel sogenannte Municipal Bonds in den USA – zu investieren. Denn auch der Faktor Internationalität sollte für Dich als kundigen Investor eine Rolle spielen. Bleiben wir beim US-Beispiel: Mit der Investition in Municipal Bonds in Fremdwährung (hier: US-Dollar) kannst Du Dich breiter gegen Risiken absichern.
Wenn Dir einzelne Anleihen zu komplex erscheinen und Du Dich nicht beraten lassen möchtest, kannst du zwei weitere Möglichkeiten nutzen, um deine Investitionen um festverzinsliche Instrumente zu erweitern: Anleihenfonds und Anleihen-ETFs.
Investmentfonds für Anleihen kaufen
Anleihefonds bieten Anlegern viele Vorteile, die auch Einzelanleihen haben, allerdings bei geringerem Risiko. Denn der Fonds investiert in eine Vielzahl von Anleihen. Wie bei Aktienfonds streust Du so das Risiko.
„Einige der wichtigsten Merkmale von Rentenfonds sind die Vorteile der Diversifizierung und des professionellen Managements”, sagt Powers. „Bei einem Anleihefonds haben die Anleger den Vorteil, dass das Geld von Anleiheexperten verwaltet wird und dass sie nicht nur zehn einzelne Anleihen halten. Sie halten Hunderte von Anleihen, bei denen die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine einzige Anleihe unverhältnismäßig stark auf die Ergebnisse auswirkt, viel geringer ist.”
Ähnlich wie bei einem Aktienfonds kannst du mit anderen Anlegern Geld zusammenlegen, um Anteile an einem Portfolio von Anleihen zu kaufen. Anleihefonds können aktiv oder passiv verwaltet werden und orientieren sich in der Regel an einer bestimmten Art von Anleihen; Staats- oder Unternehmensanleihen. Sie verfolgen in der Regel eine bestimmte Laufzeitstrategie, langfristig oder kurzfristig.
Zu den Vorteilen von Anleihefonds gehören:
- Liquidität: Du kannst Anteile von Rentenfonds genauso einfach kaufen und verkaufen wie Aktien. Anders als bei Aktien werden Aufträge zum Kauf von Investmentfondsanteilen nur einmal am Tag nach Börsenschluss ausgeführt.
- Wiederanlage von Dividenden: Fonds machen es Dir leicht, Deine Dividendenzahlungen wieder in den Fonds zu investieren, um deine Investitionen weiter auszubauen.
- Regelmäßiges Einkommen: Als Alternative zur Reinvestition von Dividenden bieten die meisten Rentenfonds die Möglichkeit, monatliche Auszahlungen zu erhalten, die Anlegern, die die Einkommensvorteile von Anleihen nutzen wollen, einen stetigen Geldstrom bescheren.
Beachte: Bei Anleihefonds fallen Verwaltungsgebühren an, um Fondsmanager für die aktive Verwaltung der im Fonds gekauften und verkauften Anleihen zu entschädigen. Diese Gebühren geben an, wie viel Du jedes Jahr für Deine Investition zahlen musst. Bei einem Anleihefonds mit laufenden Kosten von einem Prozent werden Dir beispielsweise zehn Euro pro Jahr für Deine Investition von 1.000 Euro berechnet.
Dazu kommt in vielen Fällen ein sogenannter Ausgabeaufschlag. Für jeden Fondsanteil, den Du kaufst, behält der Emittent/die Bank einen Prozentsatz Deiner Einzahlung als Gebühr ein. Manche Rentenfonds haben einen Mindestanlagebetrag. Diese Mindestbeträge können sich zwischen normalen Broker-Konten und Bankkonten unterscheiden.
Kauf von Anleihen-ETFs
Du kannst auch in Anleihen investieren, indem du Anleihe-ETFs kaufst. Anleihe-ETFs folgen einem vorher definierten Anleihe-Index und kaufen dessen Anleihen nach. „Im Großen und Ganzen sind ETFs sehr kostengünstig und die Anleger können mehr von den Erträgen für sich behalten, anstatt wie bei Investmentfonds Gebühren für den Manager zu zahlen”, sagt Powers. „Für einen neuen Anleger oder jemanden, der weniger Geld zur Verfügung hat, liegt die Einstiegsschwelle nur bei den Kosten für den Nettoinventarwert des ETFs und nicht bei den Mindestanlagebeträgen vieler Investmentfonds.”
Abgesehen von den Kosten bieten ETFs auch eine höhere Liquidität. ETF-Anteile werden wie Aktien während der regulären Marktzeiten gehandelt, und nicht nur einmal am Tag wie bei Investmentfonds. Wie Investmentfonds für Anleihen bieten auch Anleihen-ETFs regelmäßige Zinszahlungen.
Ein beliebter Anleihen-ETF in Deutschland ist zum Beispiel der Bloomberg Euro Treasury Bond Index (ISIN IE00B3S5XW04). Dieser Index besteht aus Anleihen aus der Eurozone, die mindestens noch ein Jahr Laufzeit haben. Allerdings schließt der Index nur Anleihen aus Staaten ein, die mindestens mit der Bonitätsnote BBB geratet wurden.
Was Du aus dem Text mitnehmen kannst
Der Kauf von Anleihen, egal ob es sich um einzelne Anleihen, Anleihenfonds oder Anleihen-ETFs handelt, sorgt für Diversifizierung und zuverlässige Erträge in deinem Anlageportfolio. Bei allen Investitionen in Anleihen solltest Du Deine Sorgfaltspflicht erfüllen: Recherchiere die Emittenten, vergleiche die Anleiheratings und konsultiere, wenn möglich, Deinen Anlageexperten, der Dir bei Deiner Entscheidung hilft.
Was Du ebenfalls im Auge behalten solltest, ist das Thema Internationalität. Die Investition in internationale Anleihen lohnt sich zum Beispiel, um Dich breiter gegen etwaige (Währungs-)Risiken abzusichern. Besprich das detailliert mit einem Finanzberater.
Author: Allison Sanchez
Last Updated: 1700180642
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